Einer der vorgesehenen Texte für den Sonntagsgottesdienst hat es in sich. Es passiert etwas, womit die damaligen Christen, die ursprünglich jüdischen Glaubens waren und sich der Botschaft Jesu anschlossen, wohl nicht gerechnet hatten. Da gibt es den römischen Hauptmann Kornelius, der den Apostel Petrus zu sich nach Hause einlädt. Es begegnen sich zwei Menschen, für die dieses Zusammentreffen nach den damaligen Gegebenheiten sehr ungewöhnlich war. Das Überraschende: Kornelius als Nicht-Jude spürt Gottes Geist und lässt sich taufen. Wie kann das sein, dass ein Nichtgläubiger als Christ „an-erkannt“ wird? Was geht da ab? Kann das von Petrus richtig sein, dass er diesen Menschen soeben in die Gemeinschaft aufnimmt? Der Apostel erkannte, dass Gottes Geistkraft an ganz unterschiedlichen Orten, in allen möglichen Situationen wirken kann.
Sie fragen sich vielleicht jetzt, was ich an der Geschichte finde? Ich finde diese bahnbrechend, denn die Berufungsgeschichte führt zu einem Paradigmenwechsel. Entscheidend ist nicht, woher der Mensch kommt, sondern wie er sich einbringt, wie er zu den Werten des Christseins steht. Gottes Geist weht, wo er will. Die Eingebung weitet den Blick der Etablierten.
Jede Menge Fragen beschäftigen uns derzeit. Fragen, bei denen es um die Sache geht, was der geeignete Weg sein kann. Beispiele gibt es viele: Weltpolitisch, wenn um die Frage von Frieden oder Klimaschutz gerungen wird, was ja bekanntlich bei mir selbst anfangen muss und auch nicht immer gelingt. Gesellschaftspolitisch, wenn es um die Auseinandersetzung geht, wie das Zusammenleben gelingt oder kirchenpolitisch, wo Vieles offen ist. Wo spricht Gott heute? Jede und jeder von uns hat mit Menschen und verschiedenen Gruppen zu tun. Bin ich bereit, andere Sichtweisen anzuhören und mich dafür zu öffnen? Wie kann es gelingen, „das Richtige“ zu erkennen? Kann ich mich wie Petrus auf Ungewohntes einlassen, in der Gewissheit, dass Gottes Beistand wirkt?
Vertrauen wir doch auch heute auf die Geistkraft, die weht und wirbelt, dass jede und jeder Zuversicht gewinnt, gegebenenfalls auch ungewöhnliche Schritte zu wagen, um sich selbst und die Sache voranzubringen.
Maria Düchs ist Gemeindeassistentin in der Untergliederung Eisingen - Kirchheim, Pastoraler Raum Würzburg links des Mains.